Zuckerfrei

Geht’s auch ohne Zucker? Der Beginn einer Reise.

Tw: Essen und Kalorien

In den letzten Tagen bin ich in ein Rabit-hole gefallen und ich höre euch jetzt schon sage: Was ist daran neu? Dieses Mal ging es um das Thema Zucker. Eigentlich habe ich keine neuen Informationen bekommen, aber ich konnte ein paar Sachen zusammenpuzzeln.

Ich habe mit sehr großer Wahrscheinlichkeit ADHS und jetzt wo ich im ersten Semester studiere bekomme ich zum ersten Mal in meinem Leben die kompletten Konsequenzen zu spüren. Die Schule war für mich nämlich immer viel zu einfach und ich musste nicht lernen oder mich für längere Zeit konzentrieren um mitzukommen. Ich würde sogar so weit gehen, dass ich mich nie länger als eine Stunde pro Tag konzentrieren musste um klar zu kommen. Jetzt an der Uni ist das anders. Zwar komme ich dank meiner Auffassungsgabe immer noch sehr leicht mit, aber ohne lernen geht es nicht mehr. Und jetzt lerne ich das Gefühl kennen, lernen zu WOLLEN (ein neue Erscheinung), aber nicht in der Lage zu sein sich zu konzentrieren. Es ist unglaublich frustrierend. Ich habe mal ein Buch von einem Lerncoach gelesen. Darin stand erst mal anzufangen, wenn man absolut keine Lust hat und dass es nach zehn Minuten gar nicht mehr so schlimm sei. Bei mir ist das anders. Wenn man Gehirn keine Lust auf eine Aufgabe hat, dann fühle ich mich in jeder Sekunde wie auf heißen Kohlen. Sitzen ist die reine Folter, Worte kommen nicht bei mir an und Informationen werden gar nicht erst aufgenommen. Kein besonders angenehmer Zustand und das obwohl ich mein Studium eigentlich liebe.

Was hat das ganze jetzt mit Zucker zu tun? Ich habe viel zu ADHS recheriert. Wenn ich das richtig verstanden habe, herscht vereinfacht gesagt in meinem Gehirn ein Dopamin Mangel, d.h. mein Belohnungssystem funktioniert nicht richtig. Deshalb springt mein Gehirn unglaublich schnell auf Dinge an, die einfaches Dopamin geben. Youtube-shorts, Video spiele und ihr habt es schon erraten: Zucker. Am liebsten freier Zucker in rauen Mengen. Das hat aber auch einen Nebeneffekt. Dadurch dass so viel Dopamin so schnell freigesetzt wird, stumpfen die Dopamin Rezeptoren in meinem Hirn ab. Dadruch wird der Mangel noch auffälliger und mein Hirn verzehrt es noch mehr nach dem Schnellen Dopamin. Sprich: Es ist ein Teufelskreis. Zumindest von den Youtube-Shorts und den Video Spielen bin ich schon weggekommen. Jetzt also noch der Zucker.

Ich habe mich gefragt: Kann man das überhaupt schaffen? Gibt es Menschen, die das wirklich durchziehen? Was wird das mit meinem Körper machen? Und ich habe eine pro und kontra Liste geschrieben:

Pro: Positive Effekte auf Gesundheit (Weniger Entzündungen im Körper, bessere Blutwerte, evt. verbesserung der Schilddrüsenwerte), Gewichtsverlust, Reduzierung des Krankheitsrisiko von so vielen verschiedenen Krankheiten, Entlastung der Leber, Langfristig höhere Energie, evt. Reinere Haut, bessere Konzentration

Kontra: Zucker ist überall, Zucker ist Lecker, Verzicht auf viele verarbeitete Lebensmittel, Schlimme Umstellungsphase mit starken Verlangen nach Süßen + schlechter Laune, Gruppenzwang.

Ich habe keine Lust auf Diabetes (oder andere Krankheiten) und ich bin ein Mensch, der vor allem in Extremen funktioniert. Deshalb werde ich es jetzt wagen: Ich werde versuchen den Zucker aus meinem Leben weg zu bekommen. Drei Monate brauche ich immer ungefähr bis ich mich an Veränderungen in meinem Leben gewöhnt habe und so lange werde ich euch hoffentlich auf den Prozess mitnehmen. Wann starte ich? Morgen, weil ich mich schon vor Montaten zum Plätzchen backen verabredet habe und ich meiner Freundin nicht antuen will, einen Tag vorher abzusagen. (Außerdem bin ich der Meinung, dass Mittwoch ein toller Tag ist um solche Sachen anzufangen. Montag oder Neujahr ist viel zu klischee)

Aber was heißt das denn jetzt genau?

100% ohne Zucker geht gar nicht. Ich liebe meine Äpfel und die kann mir auch niemand wegnehmen. Das will auch niemand. Ich habe ein paar Dokus zu dem Thema geschaut und da wurde immer wieder gesagt, dass die WHO maximal 25 g Zucker pro Tag empfielt. Zum Vergleich: Der 150 g Becher Grießbrei, den ich mir hin und wieder als Snack genehmige hat schon 15g und von meinem Schokoladen Adventskalender reden wir besser nicht.

Ich habe das ganze Mal nachgeschaut und die Guidline für den Zuckerkonsum von der WHO gefunden.

Das erste was ich interessant fand war: Wie definieren sie denn Zucker überhaupt? Was muss ich weglassen? Die Antwort der WHO war: Einfacher oder doppelter Zucker, der zu Lebensmitteln hinzugefügt wurde und Sachen wie Honig, Fruchtsäfte, Fruchtsaftkonzentrate und Syrups. Also kann ich mich kurz freuen, denn niemand will mir meine Äpfel wegnehmen.

Aber zurück zu dem viel genannten 25g Zucker. Das habe ich so in der Richtlinie nicht gefunden, sondern das steht der freie Zucker sollte unbedingt weniger als 10% der täglichen Kalorienaufnahme stellen, oder sogar noch besser nur unter 5%. Wenn ich auf diese Zahlen gucke ist das sehr viel abstrakter als 25g pro Tag und damit es euch nicht so geht, möchte ich das mal ein wenig aufdröseln. Dafür muss man ja erstmal wissen wie viel Energie man so an einem Tag aufnimmt und wie viel das optimaler Weise ist, hängt von Aktivitäslevel, Alter, Geschlecht und ein paar anderen Faktoren ab. Meinen Kalorienbedarf als junge, semiaktive Frau liegt bei ca. 2000 Kalorien. Gehen wir mal davon aus, dass ich genau diese 2000 Kalorien esse, dann dürfen davon nur 200 bzw. 100 Kalorien von Freien Zuckern kommen. 100g Zucker haben ungefähr 400 Kcal. Das heißt, dass 25 g Zucker den 5% der WHO entspricht, aber nur wenn man von einem Tagesbedarf von 2000 Kcal ausgeht.

Was werde ich jetzt tun? Morgen erst mal Kekse backen und den Großteil meiner Freundin überlassen. Danach werde ich alles was nicht mehr den Richtlinien entspricht wegschmeißen – aus den Augen aus dem Sinn. Außerdem werde ich versuchen meine Laune, mein Energieniveau und mein Aktivitätslevel zu tracken, damit ich hoffenlich sehen kann was so mit mir passiert wenn ich Zucker weglasse. Werte wie Gewicht, Blutwerde, Blutzucker und Blutdruck wären zweifelsohne auch Interessant, aber ich habe weder die nötigen Messgeräte dafür noch Lust sie mir anzuschaffen bzw. habe ich keine Lust dazu dafür zum Arzt zu gehen.

Jetzt gibt es natrülich diese kleine Stimme in meinem Hinterkopf, die an diesem ganzen Projekt zweifelt. Ich werde das gar nicht druchziehen können. Es wird mich wieder in eine Essstörung treiben. Solche Geschichten. Aber woher soll ich das Wissen, wenn ich das nicht versuche? Und wem schade ich damit, wenn ich es nicht durchziehe? Im Endeffekt nur mir selber. Aber es nicht zu versuchen ist wohl genau so schädlich.

Comments Off on Geht’s auch ohne Zucker? Der Beginn einer Reise.