Drei Schülerinnen
Als ich einmal auf dem Weg in die Innenstadt war, setzten sich drei Mädchen zu mir. Sie waren aufgedreht. Teil einer solchen Gruppe zu sein ist immer witzig, aber direkt danebenzusitzen ist häufig unangenehm. Ich stellte mich auf eine lange Fahrt ein und starrte aus dem Fenster. Ich versuchte die Situation so gut wie möglich auszublenden, doch ich hatte nicht damit gerechnet aus dem Nichts angesprochen zu werden. “Möchten sie mitspielen?” Eines der Mädchen hatte ihr Handy aus der Tasche geholt und hielt es in die Mitte. Ich fragte nach was für eine Art spiel das sei, denn ich hatte noch nie davon gehört. Es war ein Spiel wo man in verschiedenen Minispielen jeder gegen jeden oder zwei gegen zwei. Also habe ich mitgespielt. Ich habe keine kleinen Geschwister und habe nicht wirklich Kontakt zu Zehntklässlern. Umso interessanter war diese kurze Begegnung für mich. In dem Spiel wurde ich natürlich komplett fertig gemacht, denn die anderen hatten sehr viel mehr Übung als ich und ich konzentrierte mich auch mehr auf unser Gespräch als auf den kleinen Bildschirm. Die Mädchen hatten an dem Tag Wandertag und waren auf den Weg zu einem Escape-Room. Ich war ein klein wenig eifersüchtig, so einen coolen Wandertag hatte ich nie gehabt. (Wir waren häufiger im Museum oder Minigolf spielen). Die Mädchen siezten mich hartnäckig und es fühlte sich ungewohnt an. Natürlich war ich in der Oberstufe gesiezt worden, aber noch nie in einem legeren Umfeld.
Diese Mädchen hatten einen gewissen Respekt vor mir und das war ein eigenartiges Gefühl. Das merkte ich nicht nur an der Anrede, sondern auch, dass sie mich mit Fragen löcherten und jede Antwort mit Bewunderung bedachten. Sie fragten nach meinem Studium, was ich so mache, wie das Studium so ist. Sie waren regelrecht geschockt, als ich ihnen offenbarte, dass an diesem Tag zwar eine Veranstaltung stattfand, ich diese aber nicht besuchen würde. Auch wurde mir lang und breit erklärt, was sie gerade im Matheunterricht behandelten, zeigten mir ihre Hefteinträge und erzählten mir von ihrem Lehrer. Wäre ich länger in der S-Bahn sitzen geblieben, hätte ich ihnen das Themengebiet vielleicht sogar erklärt, aber meine Station kam und ich verabschiedete mich. Die Mädchen wünschten mir einen schönen Tag.